24.11.2021 Hochschule

EVENT STORMING - Co-Design in der Software-Entwicklung oder „Die Kunst mit Nerds zu reden“

Unsere beiden wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen Elena Hermann und Franziska Herrmann haben im Rahmen des NORDAKADEMIE Projekts für das Mittelstand 4.0 Kompetenzzentrum Usability auf dem World Usability Day (WUD) am 11. November in Hamburg einen Online-Workshop zum Thema Event Storming als Kommunikations- bzw. Kreativmethode gehalten.

Gute Kommunikation kann vieles vereinfachen und schlechte Kommunikation kann das Erreichte wieder zunichtemachen. Oft kämpft man gegen Windmühlen, um bei Kollegen, anderen Abteilungen oder Entwicklern ein Verständnis für die eigenen Belange oder die des Kunden zu schaffen.

Vielleicht kennen Sie das? Kommunikation kann schwierig sein, wenn man ein unterschiedliches Verständnis von der gleichen Sache hat. Das macht Kommunikation aber im gleichen Maße wertvoll.

Gute Kommunikation schafft Vertrauen.

Und damit passte der Workshop perfekt in das diesjährige Motto des World Usability Days (WUD) Hamburg: „Design of our Online World - Trust, Ethics and Integrity“.

Kommunikation ist harte Arbeit.

Der Workshop zeigte auf, wie schwierig Kommunikation sein kann, weil sie persönlich gefärbt ist, weil sie beeinflusst sein kann, voreingenommen, von Gefühlen, Erfahrungen - auch negativer Art.

Weil jeder seinen eigenen Standpunkt hat - auch technologisch. Weil man nicht wissen kann, was der andere erwartet. Und oft weiß dieser es selbst nicht.

Co-Design.

Und dann soll man auch noch zusammen arbeiten? Gemeinsam kreativ sein? Designen? Wie soll das gehen? In der Software-Entwicklung kennen wir die Co-Design-Methode Event Storming. Hier sollen Fachleute mit Entwicklern ins Gespräch kommen und ein Modell der Anwendungsdomäne erstellen.

Die Domänen-Experten erzählen ihre Geschichte und dabei wird ein Big Picture des Anwendungsbereichs geschaffen, ein einheitliches Verständnis. Im besten Fall legt man sich eine gemeinsame Sprache zurecht und erarbeitet gemeinsames Wissen, man arbeitet die den Business-Flow bestimmenden Ereignisse, deren Auslöser und die wichtigsten Fachbegriffe heraus.

Ich weiß, dass ich nichts weiß.

Fachwissen ist ganz verschieden im Unternehmen repräsentiert. Manchmal ist es auf Inseln verteilt, manchmal steht es nur einer Person zur Verfügung, manch eine Person scheint einfach alles zu wissen.

Beim Event Storming kommt es auf die Mischung der Leute an. Zum einen braucht es Teilnehmer, die die richtigen Fragen stellen und auch die Antworten zulassen, von ihrer eigenen Meinung abstrahieren können - die neugierig sind auf die Antworten, sie wertschätzen.

Zum anderen braucht es Personen, die die richtigen Antworten parat haben, die Verantwortung übernehmen für ihren Standpunkt, die ihr Wissen teilen mögen.

Aber da ist noch mehr:

Die Fachleute kommen miteinander ins Gespräch. Sie definieren einen Fachbegriff, sie übernehmen Verantwortung für ihre Sache, sie sehen Problemstellen und Engpässe. Für die Entwickler andererseits ergibt sich eine Vorstellung von Einsatzgebiet und der Art der zu erstellenden Anwendung.

Vor allem ist es eine gute Methode, um überhaupt ins Gespräch zu kommen. Die Methode ist daher mehr als ein Konstrukt für die Entwickler: es ist eine Kommunikationsmethode.

Mit Nerds sprechen?

Oft ist gerade die Kommunikation mit den technischen Experten nicht einfach. Der Workshop versuchte, gegenseitiges Verständnis zu fördern.

Wie denken sie eigentlich, die „Nerds“ – die Fachexperten. Und im besten Sinne sind das sowohl die Kenner der Fachdomäne als auch die Software-Experten.

Lean ist the new black.

Die Methode des Event Stormings ist bewusst leichtgewichtig gehalten. Man kann sie praktisch überall und jederzeit durchführen. Was man braucht sind eine Wand und Post-Its in verschiedenen Farben.

Um Event Storming als Kommunikationsmethode vorzustellen, wollten wir sie aus der „technischen Ecke“ holen und haben bewusst keinen Business Flow modelliert.

„Die mit dem Apfel.“

Stattdessen war die Aufgabe in 2 Teams ein Märchen abzubilden: Schneewittchen. Über das gemeinsame Zusammentragen der Geschichte aus der Kindheit, kamen die Teilnehmer ins Gespräch. „War das die mit dem Apfel?“ „Kommt da ein Prinz vor?“ „Wieso irrt sie eigentlich durch den Wald?“

So soll jeder Teilnehmer die Möglichkeit bekommen, die Methode kennenzulernen und auf sein eigenes Kommunikationsbedürfnis anzupassen – vielleicht um, im Sinne des Teambuilding, gemeinsam etwas zu erschaffen, vielleicht überhaupt wieder miteinander zu sprechen, vielleicht, im Sinne einer Customer Journey, die Intentionen des Kunden zu sammeln… der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Remote?

Pandemiebedingt fand der WUD remote statt und damit auch der Workshop. Das Konzept des Event Stormings lässt sich sehr gut auf Kollaborationstools abbilden und gemeinsam online zusammen erarbeiten.

Event stroming