24.02.2019 Hochschule

MITTUNIVERSITETET in Sundsvall und Östersund und Schweden - Ein Besuch bei unserer nördlichsten Partnerhochschule

Als ich von der Möglichkeit erfuhr, an einem Mitarbeiteraustausch über Erasmus+ teilzunehmen, war ich sofort Feuer und Flamme und bekam tatsächlich die einmalige Gelegenheit, unsere Partnerhochschule in Schweden, die MITTUNIVERSITETET, vom 04. bis 07. Februar 2019 zu besuchen. Das umfangreiche Programm, das die zuständige Ansprechpartnerin für den Austausch zusammengestellt hatte, brachte zusätzliche Vorfreude auf den Ausflug in den hohen Norden mit sich.

MITTUNIVERSITETET in Sundsvall und Östersund Schweden - Ein Besuch bei unserer nördlichsten Partnerhochschule

Der Empfang war zunächst sehr eisig. Bei zweistelligen Minustemperaturen und im strahlenden Sonnenstein kam ich an meinem ersten Tag in Sundsvall auf dem Campus der MITTUNIVERSITETET an. Dieser scheint auf den ersten Blick aus mehreren einzelnen Häusern zu bestehen, die allerdings unterirdisch und über Glasgänge miteinander verbunden sind, und ist der ursprünglichen Bebauung aus den Zeiten der Stadtgründung nachempfunden.

Der Austausch begann mit einer Vorstellungsrunde aller Mitwirkenden. Außer mir waren auch zwei Mitarbeiterinnen der University of Social Sciences and Humanities in Warschau in Polen und eine Mitarbeiterin der Hochschule Zealand in Dänemark angereist.

Da die anderen beteiligten Hochschulen hauptsächlich Präsenzstudiengänge in Vollzeit anbieten, wurde meine Darstellung der NORDAKADEMIE mit dem dualen System im Bachelor und dem berufsbegleitenden Konzept im Master mit viel Interesse aufgenommen. Im Anschluss an die Präsentationen der jeweiligen Hochschulen und Arbeitsbereiche erhielten wir eine kurze Einführung in die schwedische Kultur und Sprache.

 

MITTUNIVERSITETET Campusführung

Nach einer Campusführung und einem gemeinsamen Mittagessen in einer zur Mensa und zum Bürogebäude umfunktionierten alten Brauerei folgte ein Vortrag aus dem Fachbereich des Grafikdesigns zum Thema „Die Ziele für nachhaltige Entwicklung der UN in unserer Lehre“. Zunächst ein bloßer Programmpunkt, konnte ich mir nicht recht vorstellen, was der Vortrag beinhalten würde.

Die Dozentin Anna-Sara Fagerholm erzählte dann jedoch so lebhaft von den Lehrinhalten im Studiengang Grafikdesign, die einen besonderen Schwerpunkt auf nachhaltiges Verpackungsdesign legen, und stellte mehrere Projekte der Studierenden vor, dass der Nutzen eines nachhaltigen Verpackungsdesigns schnell klar wurde. Die Studierenden dieses Studiengangs müssen demnach zum Ende Ihres Studiums ein mehrstufiges Projekt absolvieren, das das gesamte Abschlusssemester umfasst.

An erster Stelle steht dabei die Theoriearbeit, die die Ziele für nachhaltige Entwicklung der UN einbinden soll. An zweiter Stelle wird daraus ein praktisches Projekt bzw. eine mögliche Umsetzung abgeleitet und schließlich werden die Ergebnisse präsentiert und veröffentlicht. Diese Projekte reichen von der Herstellung von Verpackungen aus Pferdemist bis zu Ideen zur Vermeidung von Abfällen, wobei den jeweiligen Projekten unter anderem auch die enge Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Chemie zugutekommt. Abgerundet wurde der Tag schließlich von einem Besuch der Touristeninformation mit einem Vortrag zur Geschichte Sundsvalls und einem gemeinsamen Abendessen. Ein vielfältiger Einstieg in eine spannende Woche!

Am Vormittag des zweiten Tages erhielt ich eine umfassende Einführung in den Ablauf des Zulassungsprozesses an schwedischen Hochschulen. Dabei wird in ganz Schweden ein zentrales System genutzt, über das alle Bewerbungen laufen. Die BewerberInnen können dabei in einem Onlineportal Unterlagen hochladen und sich, geordnet nach Prioritäten, an unterschiedlichen Hochschulen gleichzeitig bewerben.

Dadurch wird die mehrfache Überprüfung von Unterlagen an unterschiedlichen Hochschulen vermieden. Wenn beispielsweise die Hochschule, die vom Bewerber/von der Bewerberin am höchsten priorisiert wurde, eine Zusage verschickt, entfällt die Überprüfung der Bewerbungsunterlagen durch die im Weiteren ausgewählten Hochschulen.

Bei BewerberInnen aus Schweden werden darüber hinaus direkt die an anderen schwedischen Hochschulen erworbenen Leistungen angezeigt. Ich war sehr erstaunt, wie viele Informationen in einem solchen System, gerade in Zeiten der neuen EU-Datenschutzrichtlinie, zusammengeführt und Prozesse damit vereinfacht werden können.

Die Vorteile eines E-Learning-Konzepts

Einer der Vorträge am Nachmittag behandelte das E-Learning-Konzept der MITTUNIVERSITETET, das unter anderem auch Moodle und Adobe Connect nutzt. Darüber hinaus erhielten wir sehr interessante Eindrücke zur Arbeit mit anderen Medien und virtuellen Vorlesungen. Als eine besondere Herausforderung wurde dabei herausgestellt, wie es gelingen kann, die Studierenden so anzusprechen, als seien Sie auf dem Campus anwesend. Das E-Learning stellt einen sehr wichtigen Baustein für die hiesige Lehre dar, da ca. 50 % der Studierenden ein Fernstudium absolvieren.

Es folgte ein weiterer Vortrag über Gleichstellung an schwedischen Hochschulen und schließlich ein Workshop dazu, wie Erasmus+ an unseren jeweiligen Hochschulen beworben wird. Am Abend des zweiten Tages verließen wir den Campus wohl alle mit rauchenden Köpfen und viel neuem Input.

Der dritte Tag brachte einen Ausflug zum zweiten Standort der MITTUNIVERSITETET nach Östersund mit sich. Die Zugfahrt dauerte ca. 2,5 Stunden und führte durch eine herrliche Winterlandschaft, wobei man auch temporäre Autostraßen auf zugefrorenen Seen beobachten konnte. In Östersund angekommen, erhielten wir eine Führung über den Campus, der noch bis vor nicht allzu langer Zeit als Stützpunkt der schwedischen Armee fungierte. Auch heute ist das militärische Erbe klar an der Architektur und der Anordnung der Gebäude zu erkennen.

 

Vorstellung der Forschungseinrichtungen auf dem Campus der MITTUNIVERSITETET in Östersund

Am Nachmittag standen Vorträge von den LeiterInnen zweier auf dem Campus angesiedelter Forschungseinrichtungen an. Zunächst besuchten wir das Swedish Winter Sports Research Centre und wurden durch die Labore geführt, in denen die Spitzensportler aus den Bereichen Alpinski, Langlauf und Biathlon auf Herz und Nieren getestet werden. Anschließend erhielten wir von Michael Bäckström eine Einführung in seine Arbeit am Sports Tech Research Centre, das in mehreren Bereichen zur Weltspitze gehört. Hier erfuhren wir unter anderem mehr über den Aufbau eines guten Langlaufskis, konnten Prothesen aus dem 3D-Drucker bestaunen und durften im Windkanal auf eines der größten Laufbänder der Welt treten.

Wir waren allesamt sehr beeindruckt von den Ausführungen und der Besichtigung der unterschiedlichen Labore. Zu guter letzt hatten wir noch einmal die Möglichkeit für ein persönliches Gespräch mit den MitarbeiterInnen der Universität, das sich in meinem Fall mit der Organisation von Erasmus-Austauschen sowohl im Hinblick auf Studiensemester und Auslandspraktikum als auch auf den Mitarbeiteraustausch konzentrierte. Um viele interessante Eindrücke reicher stiegen wir schließlich in den Zug zurück nach Sundsvall.

Das NORDAKADEMIE Auswahlverfahren als einer der wichtigsten Gründe für niedrige Abbruchquoten

Schon stand bereits der vierte und damit letzte Tag des Besuchs vor der Tür. Dieser begann für mich mit einem individuellen Austausch zu möglichen Marketingmitteln bei der Anwerbung von nationalen und internationalen Studierenden. Nach dem Mittagessen erhielten wir eine kurze Einführung zu Kooperationen der MITTUNIVERSITETET mit Unternehmen vor Ort und zum Abschluss waren noch einmal wir als Teilnehmerinnen gefragt.

Bereits im Vorhinein sollten wir uns Gedanken über ein mögliches Best Practice-Beispiel aus unserer Institution machen, wobei ich das Auswahlverfahren der NORDAKADEMIE vorstellte, das aus meiner Sicht einen wichtigen Grund für die niedrigen Abbruchquoten darstellt und so die Studienzufriedenheit steigert. Sehr beeindruckend waren auch die Präsentationen der anderen Teilnehmerinnen, die unter anderem ihre Aktivitäten in den sozialen Netzwerken sowie einen humoristisch gestalteten YouTube-Kanal zweier Dozenten vorstellten.

Ich bin sehr dankbar für diese Gelegenheit und um viele Ideen und Anregungen reicher. Tack så mycket!

Verfasserin: Paula Enseleit

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