Stereotypen dienen der besseren Orientierung in einer komplexen und mehrdeutigen Welt. Doch oft sind sie problematisch und bauen Barrieren für diejenigen auf, über die wir verallgemeinern, am Alltag uneingeschränkt teilzunehmen. Ein wichtiger Schritt im Aufbrechen von Stereotypen ist das Schaffen eines Bewusstseins, denn vielfach geschieht Diskriminierung nicht aus negativer Intention, sondern aus Unwissenheit und dem unreflektierten Folgen eines öffentlichen Diskurses.
Dazu hatte die NORDAKADEMIE Julian Bornemeier von der TU Chemnitz zum diesjährigen Diversity-Tag eingeladen, über Stereotypen und Vorurteile in der künstlichen Intelligenz zu referieren. Darüber hinaus bot der gesamte Monat Mai mit einer Kunstausstellung auf dem Campus in Elmshorn Kunstschaffenden aus Mexiko und Tansania die Gelegenheit, über ihre Werke Zugang zu Interessierten in Deutschland zu generieren und Besuchern Einblicke in ihre alltäglichen Herausforderungen in Bezug auf kulturelle Identitäten zu vermitteln.
Ebenso wurde in diesem Zeitraum in der Mensa über eine interkulturelle Speisenauswahl auch auf dem Teller Diversity angeboten und das Logo der NORDAKADMIE in Regenbogenfarben eingefärbt, um damit ein wichtiges Zeichen zu setzen. Ein großes Dankeschön gilt daher unserem Mensa-Team, das einen wunderbaren kulinarischen Rahmen ganz im Sinne der Vielfalt geschaffen hat, sowie Birgit Kuhnert, Lindsey Jackson und Nicole Filbrandt, die die Events um den diesjährigen Diversity-Tag und den gesamten Monat Mai so großartig geplant haben.
Es ist uns mehr denn je ein wichtiges Anliegen, eine Hochschule zu sein, an der Vielfalt in all ihren Dimensionen respektiert und wertgeschätzt wird.
Anke Vogler und Sandra Blumberg
Kunst als universelle Sprache für kulturellen Austausch – Mit Kreativität Stereotypen brechen
Mit Kunst für gesellschaftliche Herausforderungen sensibilisieren und ein kulturelles Miteinander fördern. Dieses Ziel verfolgt das Creative Impact Start-up UFUNDI. In Zusammenarbeit mit Kunstschaffenden aus dem Globalen Süden kuratiert das Team Ausstellungen zu gesellschaftskritischen Themen. Über den gesamten Monat Mai 2025 hatten Studierende, Mitarbeitende und Partner:innen der NORDAKADEMIE die Möglichkeit Originalgemälde aus Tansania und Mexiko zu genießen. Ausgestellt wurden Gemälde der Künstler:innen Beatha Theonest, Yona Michael Haule und Steven Kitumbo aus Tansania sowie der Künstlerin Karen Condell Rojas aus Mexiko.
Das Start-up hat sich zum Ziel gesetzt, gängige Klischees rund um Kultur und Diversität aufzubrechen. Mit seinen Ausstellungen will es zeigen, wie vielfältig und vielschichtig Identität wirklich ist – jenseits von Schubladendenken. Es geht darum, neue Perspektiven zu eröffnen und zum Nachdenken anzuregen. Denn Vielfalt bedeutet mehr als bunte Bilder – sie beginnt im Kopf.
Lindsey Jackson, Mitgründerin von UFUNDI und wissenschaftliche Mitarbeiterin der NORDAKADEMIE, bot wöchentlich Führungen durch die Ausstellung an. In Kleingruppen besuchten Studierende und Mitarbeitende die Ausstellung auf dem Campus Elmshorn. Inhaltlich ging es um Themen wie Diversität, Inklusion und Gerechtigkeit. Die Gruppen setzten sich mit gesellschaftlichen Fragen auseinander: Was bedeutet eine inklusive Gesellschaft? Wie beeinflusst der Klimawandel globale Migrationsbewegungen? Dabei wurden persönliche Erfahrungen geteilt, gesellschaftliche Erwartungen hinterfragt und gemeinsam Ideen für ein toleranteres Miteinander entwickelt.
„Die Ausstellung hat mir neue Perspektiven eröffnet – vor allem die Verbindung von Kunst mit gesellschaftlichen Fragen im globalen Kontext fand ich sehr eindrucksvoll“, sagt der NORDAKADEMIE Student Yousef Al-Jazi.
Auch Felix Matern, ebenfalls dual Studierender an der NORDAKADEMIE, betont die Relevanz solcher Angebote: „Besonders für uns Dualstudierende in großen Unternehmen ist es essenziell, solche Perspektiven kennenzulernen, um interkulturelle Zusammenarbeit verantwortungsvoll mitzugestalten.“
Die eigens für die NORDAKADEMIE zusammengestellte Ausstellung war nicht nur ein echter Hingucker auf dem Campus, sondern hatte auch inhaltlich einiges zu bieten. Neben spannenden Infos gab es vor allem praktische Anregungen, wie jede:r im Alltag etwas zu einer inklusiveren Gesellschaft beitragen kann. Ein gutes Beispiel dafür: das Thema „Allyship – Solidarität, die wirkt“. Dabei geht es darum, wie man Menschen aus benachteiligten Gruppen aktiv unterstützen kann.
Julian Bornemeier, wissenschaftlicher Mitarbeitender der TU Chemnitz, hielt am diesjährigen Diversity Day einen inspirierenden Vortrag zum Thema „„Wenn künstliche Intelligenz Vorurteile hat - Psychologische Perspektiven auf den Umgang mit digitalen Biases“. Nach der Schilderung von Beispielen für einen Bias in technischen Systemen – z. B. ein Seifenspender, der nicht auf die Hand einer Schwarzen Person reagiert- erläuterte er, wie Vorurteile in KI-Systemen bei der Auswahl und Sammlung der Daten, deren Aufbereitung und schließlich deren Benennung und Zuordnung entstehen können.
Bei Menschen resultieren die Ursachen für Vorurteile z. B. in der aktiven Suche nach bestätigenden Informationen (Confirmation Bias), der Vermeidung oder Abwertung widersprechender Fakten (Kognitive Dissonanz) und/oder der automatischen Zuordnung zu sozialen Kategorien (Stereotyp-Aktivierung). Festzuhalten ist, dass Bias auf technischer und psychologischer Ebene entsteht. Herausfordernd wird es, wenn menschliche Vorurteile sich durch Technik bestätigt sehen. Aus eigener empirischer Forschung, bei der die Teilnehmenden Bilder aus dem MINT-Bereich angesehen haben, berichtete der Referent, dass selbst stark verzerrte Darstellungen als unkritisch bewertet werden, wenn sie „von einer KI“ stammen und den persönlichen Werten bzw. Einstellungen entsprechen.
Mögliche Lösungen sieht Julian Bornemeier in einem menschenzentrierten Design nach Shneiderman (2022). Danach sollen KI-Systeme den Menschen in den Mittelpunkt stellen und eine Kombination von Automatisierung und menschlicher Kontrolle anstreben. Zu vermeiden sei eine Vollautomatisierung ohne Mitwirkung. Die KI soll Menschen stärken, nicht ersetzen.
Weitere Lösungsideen bestehen im Aufbau von KI-Kompetenz sowie dem Ziehen von Lehren aus der Fake News-Forschung:
• Menschen präventiv über die Mechanismen von Desinformation aufzuklären (= Prebunking) ist wichtiger als konkrete Falschmeldungen nach ihrer Verbreitung richtig zu stellen (= Debunking)
• Aktivierung kritischen Denkens
• Aufbau von „Immunität“ gegenüber Desinformation
Im Anschluss an den Vortrag entwickelte sich eine spannende Diskussion über Möglichkeiten und Erfolgsaussichten, angemessen mit dem technischen wie psychologischen Bias umzugehen.
Zwischen Bild und Botschaft: Kunst von Laka Rem aus Mexiko trifft auf Fakten zu Alltagsdiskriminierung.
© UFUNDI
Solidarität in Farbe: Laka Rems Kunst trifft auf Inhalte zu Allyship und Zusammenhalt.
© UFUNDI